Artikel-Schlagworte: „Krieg“

Die Welt steht Kopf…

darum mischen sich bei mir auch die Seiten Home und Aktuelles/Politik, kann das eigentlich noch jemand für sich trennen?

Jeder versucht seine persönlichen Ziele weiterzuverfolgen, seinen Verpflichtungen nachzugehen, auch die angenehmen Seiten des Lebens nicht wegzulassen… aber immer ist die Weltlage mit in Sicht, zu Recht wie ich finde, aber immer noch nicht hat sie genügend Aufmerksamkeit – in den Nachrichten vielleicht, aber nicht in unserem alltäglichen Handeln und vor allem auch nicht in den Entscheidungen derjenigen, die für die großen Entscheidungen verantwortlich zeichnen.

Oki, also verzeiht mir, wenn ihr hier von Literatur lesen wollt, aber Politisches serviert bekommt. Natürlich schreibe ich, mache Lesungen oder engagier mich in der Literaturförderung, aber alles verblasst hinter dem Gedanken, dass Kriege herrschen und das Klima kollabiert und die Menschen an Hunger und Durst oder durch Waffengewalt sterben.

Trotzdem hier mal ein paar Bilder zu Lesungen, das war am 30.3.22 im FORUM VHS im Museum am Neumarkt, Köln

Kölner Künstler*innen äußerten sich zum einzigartigen Kölner Grundgesetz und es war satirisch, heiter, bissig, ernst.

Meinen Text kann ich ja hier zum besten geben:

Artikel 3

Normal springe ich hinein ins Thema- dass Worte, Silben, Buchstaben fliegen bis sie ihren gemütlichen Platz gefunden haben oder eben widerständig eine geschmeidige Lesbarkeit verhindern.

Heute stolpere ich, weil ich Köln liebe und in dieser sympathischen unvollkommenen Stadt mit ihren sympathischen unvollkommenen Menschen dem Kölschen Grundgesetz gegenüber eine wohlwollende Haltung gepflegt hatte… wo immer ich die geflügelten Worte hörte, sie schienen mir passend, tröstlich, witzig – bis ich mich nun genauer befasste.

Es gibt einen Paragraphen, der mich würgen lässt: „Et hätt noch emmer joot jejange“

Für wen gilt der denn bitte? Für Sieger, Kriegsgewinnler, Überlebende.

Und die sitzen auf einem Berg von Blut und Trümmern im Kleinen wie im Großen, schuldig oder unschuldig, auf jeden Fall noch da – im Gegensatz zu den vielen, die wegen anderer, wegen Murks, Unbedachtheit, Vorteilsnahme oder sogar Vorsatz ihr Leben verloren haben.

Im März 2009 versank das Kölner Stadtarchiv. Den Verlust der Schriften möchte ich an dieser Stelle vernachlässigen, denn zwei junge Menschen verloren ihr Leben wegen der Schlamperei anderer: der 17 Jahre alte Bäckerlehrling Kevin K., der zu seinem Glück eindeutig sofort tot gewesen ist, und  Kahlil G., 24, der vermutlich tagelang lebend in einem Hohlraum gelegen hatte, bevor er in dichtere Trümmer abrutschte, die Feuerwehr fand ihn erst nach dem Abriss zweier Gebäude, zehn Tage nach dem Einsturz.

Der Idee Gernot Eisenhauers folgend, der Nachrufe verfasst über nicht-prominente Berliner,  möchte ich sie noch einmal deutlich in Erinnerung rufen: Kevin K. und Khalil G., zwei junge Menschen, die in Köln ihr Glück suchten und durch den Murks anderer den Tod fanden und bei dem ganzen Spektakel – Verantwortung oder nicht – längst in Vergessenheit geraten sind. Außer von denen, die sie kannten und liebten. Für diese beiden jungen Menschen ist gar nichts „joot jejange“.

Blicken wir von Köln aus in die Welt. Was bitte soll noch gut gehen für die Ukraine? Tod, Flucht und Zerstörung durch den Murks der Weltpolitik. Wieso kann man einem ‚crazy ruler‘ nicht einfach Einhalt gebieten? Was sind das für internationale Gesetze, die Kriegsverbrechern wie Putin Immunität gewähren? Was gestern gut gegangen ist, wird auch morgen funktionieren? Die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger Europas wurschteln sich durch Gesetze, Bestimmungen, Sitzungen und Beschlüsse, bedenken die wirtschaftlichen Folgen, die doch hinter jedem einzelnen Menschenleben zurückstehen sollten. Diese Mächtigen verspielen die Chance eine Zeitenwende herbei zu führen, den Weg zu ebnen in eine Zukunft, in der die vielen sagen könnten „Et hätt noch emmer joot jejange“, nicht die wenigen, die zum Schluss auf dem Berg der Toten und der Trümmer sitzen. Nichts zählt noch für die Ukraine außer der Niederlegung der Waffen und selbst dann ist nichts, aber auch gar nichts für sie „joot jejange“.

Oki, dann danke ich heute für eure Aufmerksamkeit! Bleibt gesund, haltet die Augen und Ohren offen und verhelft der Welt zum Guten…

Der 24.2.22 und kein Ende…

Keine Ahnung, seit dem 1. März hab ich hier nichts mehr eingetragen, damals dachte ich noch, wenn der Krieg vorbei ist, ja, dann – Freude, Jubel, die Entscheidungsträger*innen Europas, der Welt haben es endlich mal geschafft, einen Krieg schnell zu beenden. Aber das bringen sie nicht. Was für mich heißt: die Regierenden scheinen Krieg zu begrüßen. Krieg als Konfliktlösungsstrategie in einer Zeit, in der die Menschheit an einem Strick ziehen sollte, damit ein Leben, wie wir es kennen auch für die nächsten Generationen noch möglich ist. Was viele Menschen längst erkannt haben, diejenigen, die entscheiden, leben immer noch im letzten Jahrhundert. Sie tun, als ob die ganze Erde eine Fundgrube endloser Ressourcen ist und wir von ihr nehmen könne, was uns einfällt und uns noch drum schlagen, wer das größte Stück bekommt oder wer das Sagen hat. Warum vertrauen wir solchen Ignorant*innen? Wieso meinen wir, die könnten es besser als wir? Wieso vertrauten wir nicht eher den Warner*innen des letzten Jahrhunderts? Weil immer noch der Tanz ums goldene Kalb das Höchste ist und dieser Tanz wird der Krone der Schöpfung demnächst das Genick brechen. Denn mehr als Spenden sammeln fällt vielen Organisationen nicht ein und das seit Jahrzehnten. Es gibt wieder eine Organisation mehr hier und da, aber niemand verlangt Wiedergutmachung von den Verursacher*innen. Ok, ich zitiere hier mal die Schriftstellerin und Malerin Hilde Rubinstein (1904-1997), die schon in den 60ger Jahren des letzten Jahrhunderts deutlich einen gesellschaftlichen Zustand beschrieb, der einen Richtungswechsel notwendig gemacht hätte:

„Die Industrie-Gesellschaft hat auf der äußeren Nützlichkeitsebene bereits so viel erreicht, dass sie sorglos eine Pause von fünfzig Jahren einschieben könnte, gern eine längere „Wachstumspause“-Pause. Denn weitere technische Fortschritte erübrigen sich – die elektrische Zahnbürste, das Zweitauto der Familie (um nur einige Beispiele zu geben) sollten weggelassen werden. In einem ruhenden halben oder ganzen Jahrhundert könnte den technisch unterentwickelten Völkern geholfen werden, zur Grenze einer legitimen Entwicklung zu gelangen, um es nicht mehr nötig zu haben, ihre Wäsche in schmutzigen Bächen zu waschen – und siebzehn Millionen Kinder sterben zu lassen.“   ( aus „Spielend leben“ in der Sammlung Tiefgefrorenes Reh, Henschelverlag, Berlin 1987)

Jo, und nun haben wir 2022 und die Entscheidungsträger*innen der Welt sind keinen Schritt weiter. Im Gegenteil, sie haben locker den 1972 veröffentlichten Bericht Die Grenzen des Wachstums des Club of Rome und genauso die Studie des Ölriesen Exxon von 1982, der genau voraussagte, wie stark die Erderwärmung 2019 ausfällt, ignoriert, unter den Teppich gekehrt, whatever, Hauptsache weitermachen wie bisher O.O. Es gibt genug Menschen, die das alles wissen, aber die Gierigen, die Spinner, die Geld und Macht für das Höchste halten, die schmeißen wir einfach nicht in den Kerker…