Fortsetzungsroman

-Nur in diesem Blog-

Eine Anmerkung vorweg, die ich am 1. März gemacht hab und als Einleitung auch nicht schlecht finde: (1. März 2021 … :D, da sich niemand beschwert hat, hat auch niemand die Fortsetzung vermisst. Komm erst jetzt wieder dazu und find die Geschichte immer noch spannend, obwohl sie aus der Steinzeit der sozialen Medien stammt, gerad war ICQ aufgekommen. Okay, viel Vergnügen, wenn euch der seelische Zustand von Jugendlichen interessiert. Trotz aller technischen Entwicklung hat sich seit „Schüler Gerber“ von Friedrich Torberg über „The Wall“ von Pink Floyd bis heute nicht viel daran geändert, dass es Heranwachsenden oftmals sch… schlecht geht.)

Also für das Folgende: dick gedruckt und in Klammern stehen Anmerkungen von mir, der Autorin, meist ja nur „(Fortsetzung folgt)“ 😀 aber manchmal auch ein bisschen mehr. Die Hauptkapitel des Romans sind Tage- s.u. I. Mittwoch etc. – die Unterkapitel sind mit den Namen der Protagonist*innen überschrieben, aus deren Perspektive der Tag erlebt wird -s.u. Marlon – die Zahlen in den Klammern hinter den Unterkapiteln gibt es im Originalroman nicht, das ist nur die Nummer der Fortsetzung auf diesem Blog.

Allein

– Er sagt, unsere Erfahrung gleicht der eines Mannes in einer Höhle, der Schatten auf einer Rückwand verfolgt, die von einer unbekannten Quelle darauf geworfen werden. Die Schatten, die wir sehen , sind nur unvollkommene Abbilder der wirklichen Menschen.

– Der wirklichen Menschen? Wenn man sie nicht sehen kann, wo sind sie dann?

– Hier. In der Nacht. In unseren Träumen. Das ist wirklich.

(Justin und Sally zum Höhlengleichnis)

I.

Mittwoch, 29. Oktober

Marlon (1)

Marlon stieg die Stufen hinunter wie ein alter Mann. Die Mathearbeit lag ihm schwer im Magen. Er hatte nicht richtig mitgearbeitet die letzte Zeit und in Mathematik bekam man sofort die Quittung. Zumindest er. Er legte den Rucksack unter die Garderobe und stieß die Küchentür auf.

„Meine Güte, Marl, musst du einen so erschrecken?“ Der vorwurfsvolle Unterton in der Stimme seiner Mutter nervte Marlon. Wortlos ließ er sich auf seinen Platz fallen. Er schüttete ein paar Flakes in eine Schale und goss Milch darüber.

„Guten Morgen, Marl.“

„Guten Morgen“, murmelte er. Er wollte seiner Mutter keinen Grund zur Verärgerung geben. Im Gegenteil, immer nahm er sich vor nett zu sein. Aber jedes Mal ging das schief. Sie sagte etwas und er war sauer. Er studierte die Aufschrift der Flakes Kiste von den Inhaltsstoffen bis zum Fitnessrezept. Dann ließ er den Blick hinaus in den Garten gleiten. Ganz hinten stand die alte Laube, in der sie immer gespielt hatten, er und Nele. Schnell wandte er den Blick ab. Er wollte nicht daran denken. Seid sie nach Frankfurt gegangen war, war zu Hause nichts mehr wie vorher.

„Das ist nett, Marl, dass du dich mit mir unterhältst.“

Frau Brandes nahm einen Schluck Kaffee und sah ihren Sohn über den Rand der Tasse an.

„Wir schreiben heute eine Mathearbeit.“  Es klang wie eine Entschuldigung und so war es auch gemeint.

„Ach, davon hast du gar nichts erzählt.“

Marlon zuckte mit den Achseln. „Was hast du denn davon?“

„Ich möchte es eben wissen.“

Aus den Augen seiner Mutter sprach ehrliches Interesse. Und für einen Moment tat sie ihm leid. Sie bemühte sich so, aber immer wurde alles falsch. Er konnte sie nicht wirklich ernst nehmen. Darum war Nele auch abgehauen, da war er sich sicher. ‚So wie Mama will ich nie leben’ hatte sie gesagt, aber als Marlon ihr Flucht unterstellt hatte, war sie wütend geworden. ‚Quatsch’, hatte sie gefaucht, ‚die Uni ist für meine Fächer einfach besser als Köln’. Er glaubte das bis heute nicht. Sie hatte nur weggewollt von dem Geruch. Er hatte das nie wahrgenommen, aber Nele war immer schlecht geworden, wenn ihr Vater sie umarmt hatte. Sie ekelte sich vor Biergeruch. Auch jetzt noch als Studentin. Sie lehnte Alkohol kategorisch ab. Jetzt waren nur noch er und seine Mutter da. Und sein Vater natürlich.

„Geht Papa heute zur Arbeit?“

Frau Brandes schüttelte den Kopf. „Er ist noch krankgeschrieben“, seufzte sie, „er behält einfach kein Essen bei sich. Der Virus ist diesmal wirklich hartnäckig.“

Marlon sah sie an. Keine hochgezogene Augenbraue, kein Zucken des Mundwinkels. Sie glaubte, was sie sagte. Er stand auf. „Ich muss jetzt. Tschüss, Mama.“

Sie nickte. „Viel Glück, Schatz.“

Sorgfältig schloss er die Küchentür hinter sich und bückte sich, um nach dem Rucksack zu greifen, als er von hinten angestoßen wurde.

„Wohin des Weges, junger Mann?“ Genervt richtete Marlon sich auf. Der hatte ihm gerade noch gefehlt. Im üblichen Heimoutfit, der alten Jogginghose und einem verwaschenen T-Shirt, hatte sein Vater sich vor ihm aufgebaut. Mit der rechten Hand stützte er sich an der Wand ab.

„Ich muss in die Schule, Papa.“

„So ist es richtig Junge. Sei fleißig, dann bringst du es zu etwas im Leben.“ Er ging einen Schritt zur Seite, um Marlon Platz zu machen. „Reisende soll man nicht aufhalten. Adios, mein Sohn.“

Als Marlon vor die Haustür trat, musste er lachen, obwohl ihm nicht lustig zu Mute war. Wie seine Eltern redeten. Seine Mutter sagte ‚Schatz’ und meinte es ernst, aber das Wort erreichte ihn nicht wirklich. Und sein Vater, der sprach nur in Versatzstücken. Sequenzen aus alten Filmen und Büchern, so kam es Marlon vor. Er sprach nicht wirklich mit einem oder besser gesagt: es sprach nicht aus ihm.

(Fortsetzung nächsten Sonntag)

I.

Marlon (2)

Am Schultor fädelte Marlon sich in die Schülerschlange ein und ließ sich langsam zum Gebäude treiben.

„Hey, Marlon!“ Jenny Köster schlug ihm kumpelhaft auf die Schulter.

„Hey, Jenny“, sagte Marlon erfreut. Er wusste, dass Jenny ihn nett fand, er fand sie auch nett, aber er wusste nicht, wie er das mitteilen sollte. Vor allem wusste er nicht, was sie mit ihm anfangen sollte, wenn sie je zusammen kämen. Er war keiner von den Coolen, die ihre Mädchen locker in Gegenwart anderer auf den Schoß nahmen oder die ständig was losmachten, so dass keine Langeweile aufkam. Er saß meist zu Hause, las oder beschäftigte sich mit dem Computer. Und jetzt fiel ihm natürlich nichts ein, was er zu Jenny sagen könnte. Sie sah ihn erwartungsvoll an, und ihm wurde der Hals trocken bei der Vorstellung, dass sie den Blick wieder von ihm wenden würde, ehe er etwas Vernünftiges geäußert hatte. Irgendetwas, das ihr vermittelte, dass er kein Vakuum in der Birne hatte und dass er sie gerne mochte.

„Na, Jenny? Hast du Mathe noch hingekriegt?“ Es war Nils, der seinen Arm unbefangen um Jennys Schulter legte und mit ihr davon schlenderte. Sie zwinkerte Marlon noch kurz zu, aber dann war diese Gelegenheit wie so viele davor unwiderruflich vorbei.

„Alter, was ist los? Du schaust so deppert.“ Gonzo grinste, fasste sich kurz in den Schritt und tänzelt vor Marlon auf und ab wie ein gestörter Rapper. Marlon verzog das Gesicht. Gonzo war nicht der Schlimmste, aber absolut nicht seine Wellenlänge. Keine zwei Minuten konnte der sich unterhalten ohne Ausschau nach irgendeinem Mädchen zu halten, dem er zuwinken oder wesentlich aufdringlichere Zeichen geben konnte. Bei Gonzo schien absoluter sexueller Notstand zu herrschen und die Hormone sein Oberstübchen zu überschwemmen, denn schulisch brachte er in diesem Jahr nichts auf die Reihe. Marlons Gedankenfluss geriet ins Stocken. Und was war es bei ihm? Noch in der letzten Stufe hatte er ohne Probleme gelernt und jetzt plötzlich fragte er sich ständig nach dem Sinn. Egal welche Hefte und Bücher er aufschlug, nach kurzer Zeit blickte er Zahlen und Buchstaben an ohne sie zu verstehen. Seine Gedanken machten sich selbstständig, flogen irgendwo hin. Sausten in den blauen Himmel. Er konnte ewig nur dasitzen und auf das Dach des nächsten Hauses schauen. Sich wundern über die gestochen scharfe Linie zwischen Himmelsblau und Dachfirst.

„Mann, Alter, du bist wirklich abgedreht.“ Gonzo schüttelte den Kopf und schloss sich einem Trupp Jungs an, die ebenso wie er Muskelshirts trugen und die Kappen verkehrt herum auf dem Kopf hatten.

Erleichtert ging Marlon alleine weiter. Der Strom der Schüler und Schülerinnen hatte sich inzwischen gelichtet. Die ersten waren schon ins alte Hauptgebäude abgezweigt und diejenigen, die wie er in den Neubau geschlendert waren, hatten sich auf die verschiedenen Etagen verteilt. Mit leichtem Magendruck durchschritt er die Tür zum Klassenzimmer, in dem die Matheklausur stattfinden würde. Er ließ sich auf seinen angestammten Platz fallen und harrte ergeben der Dinge, die unabwendbar in Form der Mathearbeit auf ihn zukommen würden. Soweit er sehen konnte, waren alle Kursteilnehmer versammelt. Der leichte Magendruck steigerte sich zum Brechreiz, als Herr Mantel mit der Mappe unter dem Arm hereinkam, in der er die Klausuraufgaben aufzubewahren pflegte. Es gongte und Herr Mantel schloss die Tür. Er baute sich neben dem Pult auf und ließ den Blick durchs Klassenzimmer schweifen. Herr Mantel gehörte zu den Lehrern, die Marlon nett fand, darum tat es ihm leid, dass er gerade bei ihm seine erste Arbeit verhauen würde.

„Keiner fehlt, wunderbar, da können wir ja sofort loslegen. Guten Morgen, alle miteinander!“

„Guten Morgen“, kam es mehr oder weniger beherzt zurück. Manche sagten nichts und einige antworteten übertrieben laut, aber alles hielt sich im Rahmen und so teilte Herr Mantel zufrieden die Aufgabenblätter aus.

„Wer Fragen zu den Aufgaben hat, bitte sofort melden, damit wir das gemeinsam klären können“, sagte Herr Mantel gerade, als die Tür ruckartig aufgestoßen wurde und ein fremder Junge eintrat. Mit leisem Klacken ließ er die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Es schien ihm nichts auszumachen, dass sämtliche Blicke ihm zugewandt waren.

„Was gibt es denn?“, fragte Herr Mantel etwas ungehalten. „Wir wollen gerade mit einer Klausur beginnen.

(Fortsetzung nächsten Sonntag)

I.

Marlon (3)

„Ich bin neu und diesem Kurs zugeteilt.“

„Was? Das ist aber ungewöhnlich. Normalerweise gibt man uns Bescheid, wenn wir einen neuen Schüler bekommen.“

Der Junge zuckte gleichgültig die Achseln.

„Na, gut“, sagte Herr Mantel nach kurzem Überlegen, „schreibe die Arbeit mit, ich kläre das später.“

Der Neue griff nach dem Aufgabenblatt, dass der Lehrer ihm hinhielt, und schlurfte dann zu dem einzig freien Tisch.

Herr Mantel schenkte seine Aufmerksamkeit erneut dem gesamten Kurs. „Also bitte, jetzt, Konzentration. Die ersten zehn Minuten stehe ich noch für Fragen zur Verfügung, dann muss jeder selbst zurecht kommen.“ Er setzte sich ans Pult und öffnete das Kursheft. „Deinen Namen, bitte“, wandte er sich noch einmal dem Neuen zu.

„Nagel“, antwortete der, „Lancelot Nagel.“

Einige Schüler kicherten, auch Marlon hatte Mühe ein Lachen zu unterdrücken. „Lancelot“, wer benannte denn sein Kind nach einem Ritter der Tafelrunde? Durfte man das? Na ja, er selbst war auch nicht gerade glücklich über seinen Namen. Seine Mutter hatte für diesen Schauspieler geschwärmt und erst hinterher kapiert wie eng auch noch ihr Nachname an das Idol gebunden war. Da Marlon in der Mitte des Raumes saß, brauchte er sich nur leicht zur Seite zu drehen, um Lancelot Nagel zu begutachten. Er hatte Ähnlichkeit mit Eminem, war das Zufall oder Absicht?

„Marlon, würdest du dich bitte deiner Arbeit zuwenden.“

Verlegen wandte sich Marlon dem Blatt zu. Das hatte er schon auf den ersten Blick erkannt, dass er heute nicht viel reißen würde. Die Formeln hatte er drauf, aber er wusste nicht, was diese Aufgaben damit zu tun hatten. Deshalb nahm er einfach ein paar Größen aus den Aufgaben, ein paar Zutaten aus den Formeln und mixte sie. Er kam sich vor wie ein Barkeeper. Gegen unendlich, gerührt aber nicht geschüttelt. James Bond fiel ihm ein, aber keine gescheite Rechnung. Trigonometrie on the Rocks. Ein leeres Blatt abgeben, das brachte er nicht. Dazu stehen: ich weiß nichts, also schreib ich nichts. Coole Haltung, leider nicht kompatibel mit Marlon Brandes. Nachdem er einige unsinnige Ergebnisse zusammengemixt hatte, klopfte er ein bisschen mit dem Bleistift auf dem Tisch und schaute dann nachdenklich an die Decke. Intelligent aussehen, das lag ihm. Vielleicht sollte er Schauspieler werden. Die konnten alles sein. Professor, Bankdirektor, Mörder, Architekt, Juwelier…einfach alles, dabei waren sie nur eins: Schauspieler. Oje, Herr Mantel nahm seinen Rundgang auf. Marlon legte seine Blätter zusammen und drehte sie dann herum, so dass die letzte, unbeschriebene Seite oben lag. Herr Mantel sollte den geistigen Dünnschiss nicht in seiner Anwesenheit entdecken. Das wäre echt peinlich. Aber Herr Mantel nahm einen anderen Weg. Er begutachtete die Aufgaben der Schüler an der Wandseite. Schließlich langte er bei Lancelot an. Er legte die Hände auf den Rücken und wippte auf den Zehenspitzen. „Mh, mh, mh. Nicht schlecht junger Mann.“ Wie ein Studienrat aus der Feuerzangebowle. Warum fielen ihm im Moment nur all die alten Schinken ein, die er mal mit seiner Mutter angesehen hatte? Und warum konnte so ein Idiot, der gerade hereinspaziert war, die Aufgaben, die ihm unlösbar schienen?

Marlon hatte die Nase voll. Aber wenn er als erster abgäbe, würde Mantel bestimmt in seiner Arbeit herumblättern. Egal, er wäre ja dann nicht dabei. Trotzdem, erster wollte er nicht sein. Marlon kritzelte auf dem Nebenrechnungsblatt herum. Er würde warten bis mindestens einer vorher abgegeben hatte. Und da stand Jenny auf. Jenny. Wenn das kein Omen war. Gebannt folgte Marlon jedem ihrer Schritte. Wie sie ging. So selbstverständlich. Bei vielen Mädchen merkte man genau, die liefen für Publikum, stöckelten daher wie auf dem Catwalk. Aber Jenny lief weich, wie eine Raubkatze, die allein unterwegs war. Sich selbst gewiss und frei. Sie legte ihre Arbeit aufs Pult.

„Schon fertig, Jenny?“ Herr Mantel stand noch immer neben Lancelots Tisch.

Jenny nickte freundlich und verließ leise den Raum.

(Fortsetzung folgt- vermutlich Sonntag;))

I.

Marlon (4)

Los, Marl, das ist die Gelegenheit! Jenny würde draußen an der Bank stehen. Allein. Das war immer so. Die ersten warteten auf die anderen und dann quatschte man über den Test. Marlon drehte die Klausurbögen um und um.

„Bist du auch schon fertig?“ Herr Mantel war wieder zum Pult zurückgekehrt und schaute zu Marlon herüber.

Marlon hob unschlüssig die Schultern.  „Ich überleg’ noch.“

„Na, dann“, Herr Mantel ließ sich auf dem Lehrerstuhl nieder und nickte ihm zu, „du hast noch genügend Zeit.“

Ja, das weiß ich. Und deshalb will ich jetzt hinaus zu Jenny. Weil noch Zeit ist und ich als erster bei ihr sein könnte. Hätte sein können, verbesserte Marlon sich. Gerade war Nils aufgestanden und hatte seine sorgfältig zusammengelegte Arbeit unter dem wohlwollenden Blick Herrn Mantels auf Jennys gelegt. Und jetzt erhob sich auch noch Gonzo. Das durfte nicht wahr sein. Er hatte nur herumgebastelt und die anderen waren in der gleichen Zeit fertig geworden. Marlon atmete tief durch und stand ebenfalls auf. Gleich nach Gonzo gab er ab und verließ fluchtartig den Raum.

Als er auf den Hof trat, saßen Jenny, Nils und Gonzo schon auf besagter Bank. Marlon näherte sich langsam und blieb schließlich mit zwei Meter Abstand vor ihnen stehen. Wie erwartet verglichen sie ihre Ergebnisse. Genauer gesagt plauderten Nils und Jenny, Gonzo war auffallend still. War wohl auch ein Schuss in den Ofen geworden, seine Arbeit. Jenny sah zu ihm herüber.

„Komm, setz’ dich zu uns, Marlon!“ Einladend schlug sie mit der Handfläche auf die Bank. Marlon schüttelte den Kopf.

„Nee, danke, ich steh’ lieber.“ Direkt neben Jenny war kein freier Platz und was hatte er davon, Nils oder Gonzo auf die Pelle zu rücken. Da blieb er lieber vor ihr stehen. 

„Was das wohl fürein Typ ist?“ Nils guckte an Marlon vorbei und als Jennys Augen dem Blick folgten, drehte Marlon sich um. Der Neue stand in der Tür und zündete sich eine Zigarette an.

Gonzo grunzte. „Von Rauchverbot hat der wohl noch nie gehört.“

„Oder es ist ihm egal“, vermutete Nils. „Kommt der zu uns rüber oder nicht, was meint ihr?“

Der Neue hatte sich an die Hauswand gelehnt und betrachtete das Hauptgebäude. Zumindest sah es so aus. Eine Weile starrten alle vier zu ihm hin.

„Der kommt nicht“, meinte Jenny schließlich.

„Seh’ ich auch so“, nickte Gonzo.

„Und du, was meinst du?“ Nils tippt Marlon mit der Schuhspitze gegen die Wade.

Marlon drehte sich wieder um und zuckte die Achseln. Er war derselben Meinung, aber er hatte keinen Bock Echo zu spielen. Zugleich fragte er sich, was ihn so sicher machte, dass Lancelot nicht kommen würde. Er wusste nicht, wie lange er so dagestanden hatte, als er beschloss, eine Runde Straßenbahn zu fahren. Es hatte schon gegongt und die Bank war inzwischen voller Schüler.

„Ich geh’ dann jetzt“, sagte Marlon und obwohl er nur sich selbst als Adressaten im Sinn hatte, schaute Jenny zu ihm hin.

„Wieso? Wir haben doch noch Englisch!“

Marlon zuckte die Achseln. Im Weggehen meinte er einen Schatten in Jennys Augen wahrzunehmen, aber das bildete er sich bestimmt ein.

Die Bahnhaltestelle war gleich zwei Straßen weiter. Er studierte den Fahrplan, um beschäftigt auszusehen. Er wusste wann die Bahnen fuhren, schließlich gehörte Bahnfahren zu einem seiner seltenen Hobbys. Schau an, das hätte er fast vergessen, bei der Aufzählung seiner Interessen. Vielleicht wäre das ja reizvoll für ein Mädchen.

Heute würde er die 9 nehmen. Die 9 und die 13 fuhren schön weit. Die 18 auch, aber hier kam nur die 9 vorbei. Also einmal über den Rhein. Bahnfahren war angenehm. Man tat nichts und kam trotzdem vorwärts. Außerdem schaute er gern. Stadt, Land, Fluss und eigentlich auch Menschen. Solange sie ihm nicht zu nahe kamen und etwas von ihm wollten. Wenn er sie von Weitem beobachtete, malte er sich ihr Leben aus. Das funktionierte besonders gut, seitdem er den Film „Lola rennt“ gesehen hatte. Die Story fing dreimal neu an und nahm jedes Mal einen anderen Verlauf. Das fand er besonders spannend, dass jeder die Möglichkeit für viele verschiedene Leben in sich barg. Nicht nur für das eine, elend eingefahrene und langweilige, wie seine Eltern es führten. Aber wenn es nur langweilig gewesen wäre, es war jammervoll. Und er hatte keine Ahnung, wie er sich aus diesem Fahrwasser befreien sollte. Das sah man ja schon an der Sache mit Jenny. So oft hatte sie ihm signalisiert, dass sie an ihm interessiert war, aber er bekam die Kurve nicht. Er würde immer nur stumm wie ein Fisch das Maul öffnen und schließen, während Nils sie nach und nach mit seiner charmanten Tour einwickeln würde.

Da kam die Bahn endlich. Marlon fand einen Einzelplatz. Er setzte sich und lehnte sich gegen das Fenster. So konnte er bequem hinausschauen und nichts zwang ihn zu einem anderen Fahrgast Kontakt aufzunehmen.    Zwei Stationen war er gefahren und hatte noch nichts gesehen. Es dauerte meistens etwas, bis etwas aufnehmen konnte. Zuerst flog es nur so vorbei. Als sein Blick sich an das Fahrtempo gewöhnt hatte und Gebäude, Bäume, Wiesen aufnahm und abspeicherte, zuckte Marlon plötzlich zusammen. Jemand hatte einen Finger oder anderen spitzen Gegenstand in sein linkes Schulterblatt gebohrt.

(Fortsetzung folgt)

I.

Marlon (5)

Er hielt den Atem an, bis das Druckgefühl verschwand. Das war noch nie vorgekommen. Die Bahnfahrten hatte er bisher immer durchführen können, ohne dass ihn irgendjemand beachtet hätte. Hatte sich wer vertan und hielt ihn für eine andere Person? Oder war es nur Quatsch? Marlon starrte weiter aus dem Fenster. Er würde so tun, als wäre nichts gewesen. Als er sich gerade entspannen wollte, wurde sein Rücken erneut traktiert. Langsam drehte Marlon sich um und schaute direkt in das Gesicht von Lancelot. Dessen blaugraue Augen taxierten ihn, als solle er der neue Neo werden. Aber vielleicht kannte Lancelot „Matrix“ nicht einmal. Marlon wartete darauf, dass Lancelot etwas sagte. Es vergingen mindestens zwei Minuten, die neue Haltestelle wurde bereits durchgesagt.

„Gehst du mit rüber?“ Mit einem Nicken wies Lancelot auf die freie Zweiersitzbank schräg gegenüber.  

 Marlon hatte null Lust, aber was sollte er machen. ;Nein sagen’ lag ihm nicht. Lancelot saß schon, als Marlon sich neben ihn fallen ließ. Er schien auch nicht schwatzhaft zu sein, denn es verging wieder einige Zeit, ehe er erneut das Wort an Marlon richtete.

„Machst du das öfters?“

„Was?“

„Früher abhauen.“

„Ab und zu.“

„Und die Entschuldigungen?“

„Ich sag zu Haus, mir war nicht gut.“

Lancelot verzog das Gesicht. „Hab’ ich nicht nötig.“

Marlon fragte sich, was jetzt kommen würde, aber es kam nichts weiter. Deshalb nahm er die Gelegenheit wahr und schaute wieder aus dem Fenster. Lancelot tat auch nichts anderes. Als die Bahn die letzte Station erreicht hatte, blieben sie einfach sitzen. Marlon fuhr meist hin und her und merkte, dass es ihm nicht unangenehm war, als Lancelot die Tour offensichtlich mitmachen wollte. Sie hatten fast nichts gesprochen und trotzdem schien Lancelot ihm jetzt schon näher als viele der Mitschüler, mit denen er jahrelang in eine Klasse gegangen war. Warum hatte er nie mit Jenny über seine Fahrten gesprochen? Mit ihr wäre es noch besser gewesen. Aber ob sie das mitgemacht hätte? Sie hatte zwar immer gesagt „Bleib hier“, wenn er abgehauen war, aber es hatte sie nie interessiert, was er dann gemacht hatte.

Gegen Ende der Fahrpause füllte der Waggon sich langsam wieder. Eine Frau mit einem Korb voller Grünpflanzen stieg ein. Marlon wurde übel von dem extremen Geruch nach Maggi, den die Pflanzen ausströmten. Als die Frau sich zwei Reihen vor ihnen niederließ, sprang er auf und verließ den Wagen. Er lief an den geöffneten Türen vorbei und stieg ganz vorne wieder ein. Dankbar sog er die fast klare Luft ein. In der Straßenbahn wurde  man mit einigen Gerüchen konfrontiert, aber nur selten musste er die Flucht ergreifen. Als er sich setzte, stieg auch Lancelot ein und setzte sich wie selbstverständlich neben ihn. Marlon kam sich immer mehr vor wie in einem Film. Er könnte es ja auch mal ausprobieren mit einer anderen Rolle.

„Heißt du wirklich Lancelot?“ fragte er deshalb.

„Quatsch.“ Zum ersten Mal verzog Lancelot, der nicht so hieß, die Lippen zu einem Grinsen.

„Weißt du, was super ist? Wenn du dich zum ersten Mal irgendwo vorstellst, kannst du jeden Namen nennen. Und für die Leute bist du dann derjenige. An dieser Schule bin ich jetzt Lancelot.“

Marlon antwortete nicht. Eigentlich fand er es wichtig, den richtigen Namen zu wissen, aber er wollte es nicht zugeben. Denn Lancelot dachte nicht an andere Lebensentwürfe, er lebte sie bereits. Auch wenn erst mal nur durch einen Namen.

Marlon war froh, als er endlich in seinem Zimmer saß. Das Abendessen war wie immer gewesen. Er hatte das Gefühl seine Mutter unterhalten zu müssen. Vollkornbrot mit Rauchfleisch und Cornichons und eine Tasse Tee. Ein Salat hin und wieder. Gott sei Dank schmeckte ihm das. Seine Mutter hielt an dem Mal fest, wie an einem Ritual. Als ob es ihr Ruhe gäbe, jeden Abend das gleiche Brot zuzubereiten. Sein Vater saß natürlich schon im Wohnzimmer. Essen vertrug er im Moment nicht. Bier und Schnaps schon. Wie blind war seine Mutter eigentlich? Aber Nele und er waren sich ja schon lange einig, dass sie es nicht mehr wissen wollte. Vor Jahren waren die Eltern mal beim Hausarzt gewesen. Nele hatte es Marlon erzählt. Ihre Mutter hatte angenommen, ihr Vater trinke zuviel. Danach war sie mit dem Gefühl nach hause gekommen, ihrem Mann das wohlverdiente, abendliche Bier nicht zu gönnen. Und damals hatte sie den Schalter wohl umgelegt. Ihre Wahrnehmung hatte sie getrogen, es war alles in Ordnung. Marlon rieb sich die Stirn. Konnte man ihr das verübeln? Er schaltete den Computer an und zog das Zettelchen aus der Tasche.

(Fortsetzung folgt- nächsten Mittwoch, see you…)

(…ähhhh, heute ist Montag der 1. März 2021 … :D, da sich niemand beschwert hat, hat auch niemand die Fortsetzung vermisst. Komm erst jetzt wieder dazu und find die Geschichte immer noch spannend, obwohl sie aus der Steinzeit der sozialen Medien stammt, gerad war ICQ aufgekommen. Okay, viel Vergnügen, wenn euch der seelische Zustand von Jugendlichen interessiert. Trotz aller technischen Entwicklung hat sich seit Schüler Gerber von Friedrich Torberg über The Wall von Pink Floyd bis heute nicht viel daran geändert, dass es Heranwachsenden oftmals sch… schlecht geht.)

I.

Marlon (6)

Lancelot hatte ihm genau erklärt, wie es geht. Wie er sich im ICQ registrieren lassen und dann mit Lancelot über dessen Nummer kommunizieren konnte. Bisher hatte Marlon eher ziellos im Internet gesurft, sein Wissen erweitert, gespielt; es erfüllte ihn mit einer angenehmen Aufgeregtheit, zu jemandem da draußen Verbindung aufzunehmen, nicht nur einzutippen, sondern auch etwas zu empfangen, das genau für ihn bestimmt war. Er war gespannt, ob es überhaupt funktionierte. Es ging viel leichter, als er es sich vorgestellt hatte. Kein Wunder, dass auch schon die jüngsten Schüler damit umgehen konnten. Er hatte häufig mitbekommen wie die anderen sich darüber unterhielten, aber nie nachgehakt. „Bist du auch im ICQ?“ hatte Jenny mal gefragt. Er hatte den Kopf geschüttelt und sie wahrscheinlich angenommen, dass er kein Interesse daran hätte. Jetzt war er also auch Mitglied dieser riesigen Gemeinschaft. Selbst wenn er nur die Nummer von Lancelot hatte, erfüllte ihn das mit einem überraschend guten Gefühl. Es machte ihm Spaß sich einen nickname zuzulegen. In Anlehnung an Lancelot, der den Namen für ihren virtuellen Austausch beibehalten wollte, hatte er sich für Galahad entschieden. Die Ritter der Tafelrunde hatten Marlon immer schon fasziniert und Galahad, der „Makellose Ritter“, war sein Favorit. Dass er der Sohn Lancelots war, schien ihm nicht unpassend, schließlich hatte Lancelot Marlon angesprochen und ihn ins ICQ gebracht. Marlon tippte seine erste Nachricht ein.

– Hey, Lancelot, Galahad ist angekommen. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

-Hallo, Galahad, dachte schon es wird heute nichts mehr. Was machst du?

-Ich schreibe dir.

– Höhö. Ich zieh mir gerade Tonio Kröger rein. Der alte Tommi hatte es drauf, was?

– Tommi?

– Na, Thomas Mann, du Schnellmerker. Tonio Kröger kennst du also nicht. Schade.

Marlon war begeistert. Da quatschte einer mit ihm, während er in seinem Zimmer saß, wie jeden Abend. Seine Eltern wussten nicht, dass er gar nicht wirklich allein war. Und wie Lancelot mit allem umging. Thomas Mann, über den hatte er in der Schule nur steif rumgeredet. Tommi. Das war Klasse. Warum war schade, dass er Tonio Kröger nicht kannte.      

– Wieso schade? fragte er Lancelot.

– Weil er weiß, wie es ist, allein und ausgeschlossen von den Ordentlichen und Gewöhnlichen zu sein, zumindest als Jugendlicher, lies nur die Jugendgeschichte, Galahad, Tonio könnte unser Freund sein.

In Marlons Kopf wirbelte es. Sowie er selbst Filme als Vorlage für seine Gedankenwelt benutzte, als ein Tor hinaus aus der Realität, machte es Lancelot mit der Literatur. Wieder ein Indiz für ihre Wellenlänge. Kein Wunder, dass Lancelot ihn herausgepiekt hatte. Ihm wurde schwindelig bei der Vorstellung, welche Welten sie gemeinsam betreten konnten. Eigentlich gab es jetzt keine Grenzen mehr. Marlons Herz klopfte. Hinaus aus dem stickigen Reihenhaus mit Alkoholmief in eine Welt, die sie selbst erschaffen konnten. Das war wie Fliegen. Marlon starrte auf Lancelots letzte Zeilen.

– Bevor Tonio mein Freund wird, müsste ich ihn kennen lernen.

-Ich kann dir das Buch leihen. So wichtig ist es auch nicht. Gibt sicher noch bessere Kumpel.

– An wen denkst du?

-Weiß nicht. Niemand bestimmtes. Vielleicht sollten wir das gemeinsam herausfinden.

-Wie?

-Bücher, Filme, Computerspiele, Zeitungen, Nachrichten, etc.?

Marlon fühlte sich atemlos wie nach einem Hundertmeterlauf. Lancelot schien alles im Zeitraffer erledigen zu wollen.

– Wann?

– Können wir morgen besprechen. Hab’ jetzt noch was vor. Zum Abschluss eine Quizfrage: Wenn Gonzo einen IQ Punkt weniger hätte, wäre er dann eine Topfpflanze? […

Obwohl Marlon die Frage lustig fand wusste er nichts Rechtes darauf zu antworten.

-Was bedeutet […?

– Unser Kürzel für Ende, Galahad.[…

Enttäuscht starrte Marlon auf  den Bildschirm. Er hatte gehofft, Lancelot hätte den ganzen Abend Zeit, aber der hatte natürlich Besseres vor. Ich habe einen neuen Freund, aber der spielt schon mit jemand anders. Über diesen Satz hatte seine Mutter herzlich lachen müssen, als er damit in einem Urlaub seine unerwartet frühe Rückkehr ins Ferienhaus erklärte. Genau besehen war die Erklärung ja witzig gewesen, aber wenn er den Witz beiseite ließ, war die Situation kennzeichnend für sein Leben, und das war dann nicht mehr lustig.   

(So, diesmal versuche ich mein Versprechen zu halten: der nächste Teil des Fortsetzungsromans kommt innerhalb der nächsten 8 Tage… damit find ich mich (jetzt!) netter als manchen Netflixproduzenten, da muss man auf die nächste Staffel auch meist ein Jahr oder länger warten… aber am schlimmsten sind echt Cliffhanger wie bei Arsene Lupin mit Omar Sy, so‘ ne coole Story und jetzt hängt man für Jahre in der Luft O.O. …Hey, und die Spannung steigt: in der nächsten Folge steht eine andere Person im Focus)

Hmmm, sorry, hat dann doch wieder 3 Wochen gedauert, obwohl man in dieser Pandemiezeit weniger unternimmt scheint das, was man tut, langsamer zu gehen… allerdings fürchte ich, macht man auch viel Unsinniges im Moment, aber das weiß natürlich nur jeder für sich selbst;) Oki, hier kommt Lena.

Lena (7)

Lena Hansen steckte die Karte ihrer neuen Kamera in den Cartreader des Laptops. Sie hatte das unglaubliche Teil von ihrem Patenonkel zum Geburtstag bekommen. Überraschung, Überraschung. Gut betucht war er ja, aber ein solches Geschenk war einfach nicht zu erwarten gewesen. Jetzt war sie gespannt auf die Qualität der Fotos. Sie richtete den Ordner ein und betrachtete die erste Aufnahme. Sie lachte in sich hinein. Marlon life. Steht wie ein Sendemast vor der Bank mit Kleinhirn und Schönling und der Angebeteten. Jeder wusste, dass er auf Jenny stand, aber er hatte einfach nicht den Mumm, das zu veröffentlichen. Jenny war nett, keine Tussi, das sprach für Marlons Geschmack. Für Lenas Geschmack war sie zu normal. Ein Outfit, das keine Reibung mit Ü 30 versprach. Nur nicht anecken. Das war es sicher, was Marlon und Nils anzog. Hübsch und unkompliziert. Und das war es sicher auch, was Lena unsichtbar machte für die jungen Herren. Sie zupfte an ihrem Augenbrauenpiercing und steckte den kleinen Finger durch das Riesenloch in ihrem Ohrläppchen. Davor gruselten sich manche, auch vor ihren ewig schwarzen Klamotten. Sie überlegte, ob sie sich verkleiden würde, Marlon zu Liebe. Erneut studierte sie das Bild, auf dem er mit seinen langen, braunen Locken und den abgetragenen Jeans eher wie Jim von der Schatzinsel aussah, als wie ein Angehöriger der Cybergeneration. Na ja, ein paar von ihren Hackerfreunden liefen auch so rum, die vergaßen vor ihren Bildschirmen jede Äußerlichkeit. Lena klickte ein Foto weiter. Sie legte wert auf Äußerlichkeiten, allerdings nicht im konventionellen Sinn, eher im Sinne von Fotoästhetik. Allein wie Baum und Bank Senkrechten bildeten, und die vier Personen völlig unterschiedliche Linien zu dieser geometrischen Figur bildeten. Lena staunte das Foto in seiner gestochenen Schärfe an. Den Unterschied zu den Fotos ihrer kleinen Digi hatte sie zwar erhofft, aber nicht erwartet. Sie klickte das nächste Foto an. Jetzt richteten alle ihren Blick auf den Ausgang des Nebengebäudes. Lancelot Nagel, den hatte sie auch aufgenommen. Lena bildete sich etwas ein auf ihre Menschenkenntnis, aber zu diesem Eminem – Verschnitt fiel ihr auf Anhieb nichts ein. „Fassade“ war das einzige Wort, das sich ihr aufdrängte. Aber mit früh gefällten Urteilen war sie vorsichtig. Den Neuen würde sie noch  genauer betrachten.

„Lena!“