Warum Engel bei uns sterben…

Was ich noch sagen wollte…

eigentlich hatte ich das Projekt wieder verworfen, denn wenn man sich umblickt, meint man die Leidenden in unserer Kultur sind eine Minderheit… und wegen denen ein ganzes Buch? Aber dann: an einem Tag der Selbstmord dreier junger Frauen in Damme, der Kurzfilm Hunger und die Psychologiesendung um ein fünfzehnjähriges Mädchen, das sich die Haut zerschneidet. Der reine Mahntag mich den Empfindlichen zu widmen, nicht nur weil ich empfindlich bin oder meine Kinder, sondern weil wir viel mehr sind und viel zu leise.

Was ist Leben? Man möchte essen, trinken, wohnen. Lieben, Kinder bekommen… sie heranwachsen sehen. Wenn man gesundheitlich gehandikapt ist, befristet oder auf Dauer, ist alles schwieriger und ich bin dafür jeden zu unterstützen, der in dieser Lage ist.

Das ist ein Lebensentwurf, mit dem viele glücklich wären. Voraussetzung heute ist eine Arbeit, die im günstigen Falle auch noch Spaß macht. Natürlich gibt es auch diejenigen, für die ihre Arbeit im Mittelpunkt steht, auch das eine Möglichkeit, die viele wahrnehmen.

So, das wär’s erst Mal… ich möchte nicht die unterschiedlichen Konzepte mit ihren tausend Facetten vorführen, denn die einzelnen Leben unterscheiden sich wie die Menschen, die sie führen … wesentlich ist die Grundlage, die jedem auf unserem Globus zusteht und die möglich wäre, wollten das die Wenigen, die über die Vielen zu bestimmen haben. Politiker werden gewählt, damit sie die Interessen der Vielen vertreten, zumindest in der Demokratie und das ist das System, das von immer mehr Menschen eingefordert wird. Leider vertreten die Gewählten viel häufiger ihre eigenen Interessen und die der Wenigen. Die Wenigen sind die, die nur mit einer blauen Flamme Verbindung zur Erde haben, statt verwurzelt zu sein. Die blaue Flamme der Gier wie schon Maurice Renard sie 1912 in seinem fantastischen Roman Le péril bleu beschreibt.

Geld wird von den Wenigen nicht gebraucht um Essen zu kaufen oder eine Wohnung zu bezahlen oder ein Auto zu besitzen… nein Geld ist für sie gar kein Tauschmittel mehr.. Geld steht für sich selbst. Eine Zahl mit möglichst vielen Nullen dahinter ist für sich allein etwas Großartiges für diese Leute. Und sie braucht nur auf einem Zettel stehen oder in einem Computer, sonst ist sie nichts, nichts, was mit Leben in der entferntesten Art und Weise zu tun hat… das Gruselige ist, dass sie aber unendlich mächtig ist, sie hat die Macht Leben zuzulassen oder zu verderben, obwohl sie nichts ist, was man essen kann oder trinken oder sonst wie nutzen für ein kleines Leben, wie es sich die Mehrheit der Menschen wünscht. Sie steht noch nicht einmal für eine Firma oder eine Ware, sie steht für etwas, das es gar nicht gibt. Kaum zu glauben, dass wir dummen, kleinen Menschen, die der Mehrheit angehören, es zugelassen haben, dass etwas, das nichts ist, soviel Macht haben kann.

Es gibt so Bücher, die einen beeindrucken, wenn man jung ist und die einen ahnen lassen, wo der Fehler liegt, egal ob es ein Roman ist oder ein Drama, was sich zwischen den Buchdeckeln befindet. Heinrich Böll hatte es mir schon Mal gesagt in den Ansichten eines Clowns, dass etwas nicht stimmen kann mit den Zahlen auf einem Bankkonto und mit denen, die die Hoheitsgewalt darüber ausüben. Auch Berthold Brecht machte mir klar, wo Caritas notwendig ist, stimmt was nicht mit dem System. Die heilige Johanna der Schlachthöfe war unanfechtbar in ihrer Beweisführung. Wo Almosen sind, da gibt es ein Gefälle. Da sind welche, die viel haben und welche, die nix haben, sonst bräuchten sie keine Geschenke. Und wo welche so viel haben, dass sie einiges davon entbehren können und andere so wenig, dass sie ohne die Almosen gar nicht existieren könnten, da kann doch was nicht stimmen mit den Menschenrechten und der Verteilung, von dem, was uns eigentlich allen zur Verfügung steht.

Das mit den Zahlen, die uns täglich an den Kopf geschmissen werden, versteh ich überhaupt nicht, obwohl ich keine Rechenschwäche habe. Hier höre ich, das Geld für Kindergärten oder Krankenhäuser fehlt. Und dann werden plötzlich Summen aufgetrieben, die drei bis sechs Nullen mehr haben, um irgendwelche Banken zu retten oder ein ganzes Land. Filmgesellschaften bezahlen Millionen an Schauspieler für eine Rolle, warum übernehmen solche Produktionsfirmen nicht mal Patenschaften für Kinder in Drittweltländern, damit die zu essen haben und in die Schule gehen können? Aber halt… Caritas wollten wir ja nicht! Warum bekommen die in den Drittweltländern nicht, was ihnen zusteht? Wir haben uns da reichlich bedient an den Rohstoffen und die müssten uns doch fette Rechnungen aufmachen.

Ja, ich weiß, ich hüpf herum zwischen Sachverhalten, die nicht unmittelbar zusammenhängen…aber irgendwie hängt doch alles zusammen. Kurz gesagt: Es gibt eine Welt auf der die Spezies Mensch existiert. Und von fünf vor zwölf redet doch schon lange keiner mehr, wir haben mindestens viertel nach zwölf, was den Zustand des Planeten angeht, zu dem wir als Lebensraum zur Zeit noch keine Alternative haben, einige würden wahrscheinlich noch eine andere Uhrzeit vorschlagen. Und immer noch tun wir, als ob es ein paar Leuten gut gehen kann, wenn es einer Menge anderer Menschen schlecht geht.

Wie kann das funktionieren? Wieso kapieren wir nicht, dass die darbenden Nachbarn den Zaun, die Mauer oder was auch immer zu den Villen der übersatten Nachbarn niederreißen werden und das auch noch zu Recht, wie ich finde. Aber nicht nur das, indem wir die Ressourcen ständig schmälern, unseren Verbrauch nicht unseren Vorräten anpassen, entziehen wir unseren eigenen Kindern und Kindeskindern die Lebensgrundlage.

Insofern legen wir die Saat für Krieg und Not, noch extremer als sie jetzt schon auf unserem Planeten herrschen. Wir können nicht in einem Zimmer gemütlich leben, während die Wohnung brennt. Wie dumm sind wir eigentlich und für wie dumm halten wir unserer Kinder?

 

 

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